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Leserbriefe

Dienstag, 12.05.2009



Lydia Khadija Makhloufi schrieb:
Leserbrief zu: "Schon die Propheten haben Wirtschaftskriminalität und Korruption angeprangert – Warnung vor dem Zorn Gottes – Von Heribert Prantl"

Der Artikel ist sehr gelungen, er trifft größtenteils den Nagel auf den Kopf.
Al-Hamdu li-llah, kann man nur sagen. Und trotzdem riecht er verdächtig nach Alibi, weil es von seiner Sorte nur so wenige auf unserer Homepage gibt. Machen wir uns eigentlich genug Gedanken darum, was das Wesen eines Muslims ausmacht? Und jetzt verschont mich bitte mit den fünf Säulen. Denn die haben zwar unstreitig ihre Wichtigkeit und ihren Wert. Aber nichtsdestoweniger dienen die ja wohl doch eher als Gedankenanstoß, nicht als Selbstzweck: "Und seid Zeugen für die Gerechtigkeit, auch, wenn es gegen euch selbst geht", sagt Allah im Heiligen Koran.

Und in diesem Vers kommt für mich viel eher das eigentliche Wesen des Muslims zum Ausdruck. Muslim sein heißt nicht Kopftuch tragen, Männer bedienen und auswendiggelernte Texte runterleiern. Muslim sein heißt gerecht sein und gegen Ungegerechtigkeit aufstehen, auch wenn's Mut kostet. So betrachtet, sind zwei Artikel über die Wirtschaftskrise zu wenig und einer über "gelatinefreie Gummibärchen" schon einer zuviel! Denn zum einen ist das eine Bagatelle, die hier nur ablenkt. Und zum anderen sollten wir uns wirklich informieren, wie viel Gewinn das Nahrungsmittelkartell Nestlé 2008 gemacht hat, in welchem Ausmaß die Kartelle den Markt unter sich aufteilen, und zwar weltweit, auch in den Ländern, in denen Hunger herrscht. Ist es wirklich so unheimlich islamisch, so etwas zu unterstützen? "Habt ihr denn keinen Verstand?"

Die Wirtschaftskrise geht uns alle an. Davon, daß wir sie meistern und wieder zurückkehren zur Verantwortung des Staates, zu Wissenschaft und industrieller Produktion, hängt unser Überleben und das unserer Kinder ab. Was haben wir Muslime als BürgerInnen, WissenschaftlerInnen, UnternehmerInnen, JournalistInnen etc. eigentlich hier beizutragen?